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Predigt anlässlich der Diakonatsweihe von Pater Leopold Schwaller O.Cist (30. Jänner 2022)


Hochwürdigster Abt Maximilian,
liebe Zisterzienser,
verehrte Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst,
liebe Festgäste,
geliebte Brüder und Schwestern im Herrn,
gemeinsam mit Ihnen allen darf ich besonders unseren Weihekandidaten Pater Leopold und seine Eltern und Geschwister, seine Verwandten und Freunde grüßen.

Das zweite vatikanischen Konzil lehrt in seiner Dogmatischen Konstitution über die Kirche:  "Sache des Diakons ist es, je nach Weisung der zuständigen Autorität, feierlich die Taufe zu spenden, die Eucharistie zu verwahren und auszuteilen, der Eheschließung im Namen der Kirche zu assistieren und sie zu segnen, die Wegzehrung den Sterbenden zu überbringen, vor den Gläubigen die Heilige Schrift zu lesen, das Volk zu lehren und zu ermahnen, dem Gottesdienst und dem Gebet der Gläubigen vorzustehen, Sakramentalien zu spenden und den Beerdigungsdienst zu leiten. Den Pflichten der Liebestätigkeit und der Verwaltung hingegeben, sollen die Diakone eingedenk sein der Mahnung des heiligen Polykarp: Barmherzig, eifrig, wandeln nach der Wahrheit des Herrn, der aller Diener geworden ist" (Lumen gentium, 29).

Das ist eine gute und vollständige Beschreibung des diakonalen Dienstes, wie er Pater Leopold heute übertragen werden soll.

Als Mönch hat er gelernt: " Nihil operi Dei praeponatur " ( Regula Benedicti, 43. Kapitel) - Gott und dem Dienst an ihm soll nichts vorgezogen werden. Pater Leopold ist ein gestandener Mann, aus Niederösterreich, unweit von hier, gebürtig, der, wie wir gehört haben, nach der Matura und dem Grundwehrdienst beim österreichischen Bundesheer Bauingenieurwesen an der Technischen Universität in Wien studiert hat. Was wir heute in der ersten Lesung vom Propheten Jeremias gehört haben, das gilt auch von ihm: "Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen" (Jer 1,4). Das gilt im Grunde für uns alle. Aber für den Weihekandidaten bedeutet es heute auch, sich einmal mehr und doch auch in besonderer Weise Gott zu schenken, sich in den Dienst Gottes und seines Volkes stellen. Das haben Sie, lieber Weihekandidat, schon bei der Ewigen Profess als Zisterziensermönch getan, aber heute erhalten Sie die sakramentale Weihe zu einem besonderen Dienst an Gott und seinem Volk.

Für uns ist es heute ein Anlass, eine Aufforderung, für den Weihekandidaten zu beten und zu bitten, dass ihm der Heilige Geist beistehe, dass er Gottes Beistand empfangen möge. Denn mit einer Weihe verbindet sich eine Verantwortung, eine sehr hohe Verantwortung.

Die zweite Lesung - es sind die Lesungen vom heutigen Sonntag - ist dem bekannten Hohelied der Liebe des heiligen Apostels Paulus entnommen, das nicht nur gerne in Hochzeitsmessen gelesen wird, sondern auch sehr gut zum heutigen Anlass passt: "Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe" (1 Kor 13,13).

Wir Priester - und Pater Leopold wird ja heute zum Diakon geweiht, um später als Priester in der Kirche wirken zu können - wir Priester sollen vor allem Boten des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe sein. Wenn wir ehrlich sind, liebe Mitbrüder: Was braucht denn die Welt heute mehr als gerade dies: Glaube, Hoffnung und Liebe? Diese sogenannten göttlichen Tugenden sind uns allen schon in der Taufe eingegossen worden, und ihr Gedeihen und Reifen zu fördern ist im Besonderen Aufgabe der Priester.

Diakone wirken am Verkündigungsauftrag der Kirche mit. Jene, die im Auftrag der Kirche verkünden, müssen darauf achten, nicht bloß eigene Gedanken, eigene Vorstellungen darzulegen, sondern das Evangelium Christi, und zwar so, wie es von der Kirche weitergegeben wird.

Das Stift Heiligenkreuz, vom heiligen Markgrafen Leopold begründet, ist seit bald 900 Jahren eine Art geistlicher Brunnen, in welchem die Menschen gleichsam ihre Vorräte an Glaube, Hoffnung und Liebe wieder auffüllen können. Gerade in neuerer Zeit haben junge Menschen hier diese Schätze neu entdeckt. Wie wichtig ist das gerade in unserer Zeit! Als Vertreter des Heiligen Vaters in Österreich möchte ich dafür nicht nur im eigenen Namen danken, sondern auch im Namen von Papst Franziskus, der so wie sein Vorgänger (der Ihr Kloster ja als Papst besucht hat und nach dem die berühmte Hochschule benannt ist) Stift Heiligenkreuz kennt und schätzt und heute seine herzlichsten Grüße sendet.

Liebe Zisterzienser von Heiligenkreuz!

Wir wollen heute dankbar dafür sein, dass das Apostolat Ihres Klosters auch bei unserem Weihekandidaten offenbar in einer besonderen Weise fruchtbar gewesen ist.

Wir haben wahrhaftig Grund, Gott zu danken, denn er wirkt auch heute. Und wir wollen heute auch Ihnen, liebe Eltern von Pater Leopold, danken, dass Sie der Berufung Ihres Sohnes - was vielleicht auch nicht ganz leicht gefallen ist - innerlich zugestimmt und Sie bejaht haben. Ich sage es sehr gerne Ihnen und allen hier Anwesenden Eltern und Familien: Eine geistliche Berufung, angenommen und gelebt, ist immer ein Segen für die ganze Familie!

Der Weihekandidat kommt aus dem guten, katholischen niederösterreichischen Volk, und so sind heute viele hier, denen Sie, lieber Pater Leopold, wie einst den Bewohnern Nazareths der Sohn Josefs (vgl. Lk 4,22) von Kindheit an bekannt und vertraut sind und die heute mit Ihnen Gott danken und ihn für Sie bitten.

Diakon kommt vom griechischen Wort diakoneín, und das heißt ganz einfach: dienen. Der Herr spricht: "Ich aber bin unter euch wie der, der bedient" (Lk 22,27). Auch wir Bischöfe und Priester - vom Papst, dem Diener der Diener Gottes, angefangen - bleiben immer Diakone, Diener. Was die Regel des heiligen Benedikt vom Abt sagt, ist ein gutes Wort für jeden, der in der Kirche Verantwortung trägt, besonders auch für jeden geweihten Amtsträger: prodesse magis quam praeesse ( Regula Benedicti, Kapitel 64) - er möge mehr nützen als vorstehen, mehr dienen als herrschen.

Lieber Weihekandidat Pater Leopold!

Bei der Übergabe des Evangeliars, gleich nach vollzogener Weihe, werde ich zu Ihnen das Wort sprechen: "Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben."

Seien Sie zuversichtlich! Wenn Gott von einem etwas erwartet, dann gibt er auch die nötige Gnade, den nötigen Beistand und die Gabe des Heiligen Geistes. Er verlangt nichts, was wir nicht auch mit seiner Hilfe geben könnten!
Und so wollen wir uns an die heilige Mutter Maria wenden und sie um ihre Fürsprache bitten: Maria, die Königin der Apostel, die Mutter der Kirche, Patronin des Zisterzienserordens und Unsere Liebe Frau vom heiligen Kreuz, möge dem Weihekandidaten und uns allen beistehen, damit wir Gott und der Kirche dienen können, wie es nötig ist. Amen.



Predigt des Apostolischen Nuntius, S.E. Erzbischof Dr. Pedro López Quintana anlässlich der Diakonatsweihe von Pater Leopold Schwaller O.Cist
(4. Sonntag im Jahreskreis/C, 30. Jänner 2022, 9.30 Uhr,  Stiftskirche Heiligenkreuz, L1: Jer 1,4-5.17-19; L2: 1 Kor 13,4-13; Ev.: Lk 4,21-30)

Nuntius mit dem Diakon und seinen Mitbrüdern
Für das Foto gilt © Elisabeth Fürst